Tipps für die artgerechte Pferdehaltung im Offenstall

Pferde sind ursprünglich Steppentiere und fühlen sich in Gruppen besonders wohl. Der Offenstall gilt daher als eine der pferdefreundlichsten Haltungsformen, da er den natürlichen Bedürfnissen der Tiere gerecht wird. Bewegung, Sozialkontakte und der Zugang zu frischer Luft fördern das Wohlbefinden und die Gesundheit der Pferde. Doch damit die Haltung im Offenstall wirklich artgerecht und stressfrei verläuft, gibt es einige wichtige Faktoren zu beachten.

Raumaufteilung und Bewegungsfreiheit

Im Offenstall ist es entscheidend, dass den Pferden ausreichend Platz zur Verfügung steht. Eine gut durchdachte Raumaufteilung trägt dazu bei, dass die Pferde sich frei bewegen und ihren natürlichen Verhaltensweisen nachgehen können. Wichtig ist, dass es getrennte Bereiche für Fressen, Ruhen und Kotabsatz gibt. Diese natürliche Aufteilung findet man auch in freier Wildbahn. Pferde legen in ihrem natürlichen Umfeld täglich weite Strecken zurück und wechseln dabei regelmäßig zwischen Fressplätzen, Ruhezonen und Bewegungseinheiten. Eine ausreichend große Fläche ermöglicht es den Tieren, Konflikte zu vermeiden und Rangordnungen ohne Stress auszuleben. Engstellen oder schlecht geplante Zugänge können hingegen zu Streitigkeiten führen. Es empfiehlt sich, Bewegungsanreize zu schaffen, beispielsweise durch die Positionierung von Futterstellen in einem gewissen Abstand zu Wasserquellen oder Liegeplätzen. Das animiert die Pferde dazu, sich regelmäßig zu bewegen und verhindert Langeweile.

Soziale Strukturen und Gruppenzusammenstellung

Pferde sind Herdentiere und fühlen sich in der Gesellschaft von Artgenossen am wohlsten. Die Gruppenzusammenstellung im Offenstall erfordert jedoch Fingerspitzengefühl. Es sollte darauf geachtet werden, dass die Pferde in ihrem Sozialgefüge harmonieren. Neue Pferde sollten behutsam in die bestehende Herde integriert werden, um Konflikte zu minimieren. Besonders problematisch kann es sein, wenn dominante Pferde auf rangniedrigere Tiere treffen, ohne dass genügend Ausweichmöglichkeiten bestehen. Die Größe der Gruppe spielt ebenfalls eine Rolle. In zu kleinen Gruppen kann es leichter zu Spannungen kommen, da Pferde weniger Möglichkeiten haben, sich aus dem Weg zu gehen. Größere Gruppen bieten oft mehr Stabilität, da sich die Tiere in wechselnden Konstellationen zusammenfinden und so ein dynamischeres Sozialgefüge entsteht.

Fütterung und Stallzubehör

Eine artgerechte Fütterung im Offenstall ist von zentraler Bedeutung. Pferde sind Dauerfresser und brauchen rund um die Uhr Zugang zu Raufutter wie Heu. Lange Fresspausen führen zu Magenproblemen und Stress. Um dies zu verhindern, sollten die Futterplätze so gestaltet werden, dass die Pferde jederzeit Zugang haben, ohne dabei in Konkurrenz zueinander zu stehen. Heuraufen bieten hier eine praktische Lösung, um das Heu sauber und vor Verunreinigungen geschützt anzubieten. Die richtige Wahl der Heuraufe verhindert zudem Futterverschwendung und sorgt dafür, dass die Pferde kontrolliert und gleichmäßig fressen. Neben der Fütterung ist auch die Wasserversorgung ein zentraler Punkt. Automatische Tränken mit Frostschutz oder isolierte Wasserstellen sind gerade in den Wintermonaten unerlässlich, um eine durchgehende Wasserversorgung sicherzustellen. Zusätzlich zum Futtermanagement sollte auch der Stallbereich gut ausgestattet sein. Weiche, trockene Liegeflächen sorgen für erholsame Ruhezeiten. Hierbei bieten sich dick eingestreute Liegeflächen oder spezielle Matten an, die den Bodenbelag abfedern und den Pferden zusätzlichen Komfort bieten. Ein weiterer Aspekt ist die regelmäßige Pflege der Ausläufe und Stallbereiche, um Verletzungsrisiken zu minimieren und für eine saubere Umgebung zu sorgen.

Gesundheitsmanagement und Bewegung

Pferde, die im Offenstall gehalten werden, bewegen sich grundsätzlich mehr als solche in Boxenhaltung. Trotzdem solltest du darauf achten, dass die Pferde ausreichend körperlich und geistig gefordert werden. Eine abwechslungsreiche Gestaltung der Bewegungsfläche – beispielsweise durch unterschiedliche Böden, kleine Hindernisse oder natürliche Begrenzungen – regt die Tiere an und hält sie fit. Auch die regelmäßige Kontrolle des Gesundheitszustands ist essenziell. Regelmäßige Hufpflege, Impfungen und Entwurmungen sollten im Offenstall genauso gewissenhaft durchgeführt werden wie in anderen Haltungsformen. Da die Pferde in Offenstallhaltung oft intensiver miteinander agieren, ist es wichtig, Verletzungen oder gesundheitliche Probleme frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.

Erfahrungsbericht: Offenstallhaltung in der Praxis

Sabine Meier hält seit mehreren Jahren ihre Pferde im Offenstall und teilt ihre Erfahrungen:

„Anfangs war ich skeptisch, ob die Offenstallhaltung wirklich das Richtige für meine Pferde ist. Aber nachdem ich mich informiert und den Stall gut geplant habe, kann ich sagen, dass ich es nie bereut habe. Meine Pferde wirken viel ausgeglichener und sind auch körperlich fitter. Besonders wichtig war für mich, dass sie genug Platz haben und sich jederzeit zurückziehen können, wenn sie ihre Ruhe brauchen. Die Fütterung war anfangs eine Herausforderung. Ich wollte unbedingt verhindern, dass sich die Pferde beim Fressen in die Quere kommen und habe deshalb mehrere Futterstellen eingerichtet. Eine Heuraufe hat sich als sehr praktisch erwiesen, weil sie das Heu sauber hält und für alle gut erreichbar ist. Ich habe schnell gemerkt, dass meine Pferde entspannter sind, wenn sie nicht um ihr Futter kämpfen müssen. Natürlich gibt es auch Herausforderungen. Der Boden muss gut gepflegt werden, gerade im Winter ist das manchmal anstrengend. Aber insgesamt überwiegen die Vorteile. Die Pferde sind viel mehr in Bewegung, und das Sozialverhalten in der Herde ist faszinierend zu beobachten. Man lernt seine Tiere wirklich besser kennen, wenn man sie den ganzen Tag in Aktion sieht.“

Wichtige Punkte für eine erfolgreiche Offenstallhaltung

Um die Offenstallhaltung optimal umzusetzen, solltest du einige wichtige Aspekte berücksichtigen:

  • Achte auf eine gute Raumaufteilung, die den Pferden ermöglicht, Konflikten auszuweichen und ihren natürlichen Bedürfnissen nachzugehen.
  • Die Gruppenzusammenstellung sollte harmonisch sein. Neue Pferde sollten behutsam integriert werden, um Stress und Verletzungen zu vermeiden.
  • Die Fütterung muss so gestaltet sein, dass alle Pferde ausreichend Zugang zu Futter haben, ohne in Konkurrenz zu treten. Heuraufen helfen dabei, das Futter sauber und gut erreichbar anzubieten.
  • Die Bewegungsflächen sollten anregend gestaltet sein, um die Pferde körperlich und geistig zu fordern.
  • Regelmäßige Gesundheitskontrollen und eine sorgfältige Pflege der Stallbereiche sind unerlässlich, um Verletzungen und Krankheiten vorzubeugen.

Fazit: Offenstallhaltung als artgerechte Alternative

Die Offenstallhaltung bietet eine hervorragende Möglichkeit, Pferden ein artgerechtes Leben zu ermöglichen. Wenn du die Bedürfnisse der Tiere berücksichtigst und den Stall gut planst, profitieren die Pferde von mehr Bewegung, sozialen Kontakten und einer besseren Gesundheit. Die richtige Fütterung, gut durchdachte Stallzubehör und eine harmonische Herdenstruktur sind dabei entscheidende Faktoren. Wer sich für die Offenstallhaltung entscheidet, schafft seinen Pferden eine natürliche und stressfreie Umgebung, in der sie sich rundum wohlfühlen.

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